Steingraeber-Piano von 1909

Steingraeber Piano verstimmt Steingraeber Piano gestimmt

Das Klavier aus diesen Aufnahmen gehört in die Kategorie Pianoforte. Es ist in mehrfacher Hinsicht auffällig. Es wurde bereits 1909 von dem Bayreuther Klavierhersteller Steingraeber gebaut. Das Piano hat eine Höhe von fast 1,40 m und somit für den guten Klang die besten Voraussetzungen. Und wenn Sie das Klavier sehen, wird es Ihnen ein WOW! entlocken, denn es äußerlich beeindruckendes Klangmöbel.

Steingraeber-Klavier von 1909, ein Klangmöbel

Die Klavierkonstruktion ist fast durchgängig modern. Damit meine ich, dass die Konstruktion in den wesentlichen Prinzipien den heutigen Klavieren entspricht. Konkret ist unser Piano ein

  • so genannter Kreuzsaiter, bei dem sich die Bass- und Diskant-Saiten überkreuzen,
  • mit Unterdämpfer-Mechanik.

Nur im Bass verwendete Steingraeber sowohl die Ober- als auch die Unterdämpfung. Der Bayreuther Klavierbauer zweifelte daran, ob die Unterdämpfung alleine die langen Bass-Saiten des hohen Pianos ausreichend dämpfen kann. Daher hat er für diesen Bereich ein doppeltes Dämpfungssystem eingebaut.

Steingraeber-Klavier von 1909 Klavierkonstruktion Steingraeber-Klavier von 1909 mit Ober- und Unterdämpfung im Bass

Das Pianopedal funktioniert leider schon mittels der so genannten Hammerweg-Verkürzung. Das Gegenstück ist das Una-Corda-Pedal, wie es heute nur noch beim Flügel üblich ist. Das Una-Corda-Pedal ist die technische bessere Lösung, da man hier den Unterschied in der Lautstärke hört. Beim Treten des linken Pedals wird die Mechanik verschoben, so dass eine Saite weniger angeschlagen wird. Dazu muss man wissen, dass beim Klavier ein Ton aus ein bis drei Einzelsaiten besteht. Wenn die Mechanik verschoben wird, reduziert sich mit der Anzahl der angeschlagenen Saiten das Volumen und somit die Lautstärke des Tons. Im Bass mit nur einer Saite pro Ton wird der Hammer auf der Seite des Pianospiels weicher intoniert, so dass hier zwar immer noch eine Saite aber diese mit dem weicheren Anteil des Hammers angeschlagen wird. Die Firma Steingraeber und Söhne hat nur ein Jahr später, nämlich 1910, auch noch Klaviere mit dem Una-Corda-Pedal gebaut.

Am Anfang dieses Absatzes habe ich geschrieben, dass das Pianopedal des Klaviers aus diesem Hörbeispiel leider mit der Hammerweg-Verkürzung ausgestattet ist. Das sieht man den Pedalen an. Mangels eines deutlich hörbaren Unterschied verzichten so gut wie alle Klavierspieler auf den Einsatz des Pianopedals, das mit dieser Technik ausgestattet ist. Und das sind seit Anfang 1900 eben so gut wie alle Klaviere. Das Verkürzen des Hammerwegs bringt weniger Kraft auf die Saite. Damit soll die Lautstärke reduziert werden. Soweit ist es Theorie der Klavierbauer. In der Praxis nimmt das offensichtlich kein Klavierspieler so wahr.

Steingraeber-Klavier von 1909 sichtbare Nutzung der Pedale
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