Kleinklavier von Schimmel, Modell Capriccio

Schimmel Capriccio verstimmt Schimmel Capriccio gestimmt

Sie hören die Aufnahmen eines Kleinklaviers des Braunschweiger Klavierherstellers Schimmel. Das 107 cm hohe Modell trägt den schönen Namen Capriccio. Es wurde von München nach Coburg umgezogen.

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Wie so viele Kleinklaviere hat auch das Modell Capriccio eine ganze Reihe von Mensurproblemen. Das heißt, die Berechnung der Saitenstärken für das sehr niedrige Klavier sind nicht optimal. Hinsichtlich dieser Probleme bei der Klavierkonstruktion ist leider auch ein Premiumhersteller aus Deutschland keine Ausnahme. Die Folgen der schlecht berechneten Saiten kann nicht jeder Stimmer lösen, wie man an der Verstimmung hört. Vor allem der Bass hat bei diesem Klavier seine Eigenheiten, und so verwundert es genau genommen nicht, dass der Kollege aus dem Raum München vor den Schwierigkeiten kapituliert hat.

In solchen Fällen verfügt die Klavierstimmerei Praeludio® mit der Hybrid-Stimmtechnik primaTEK© quasi über eine Mehrfachsicherung, da der Stimmer sowohl ein Frequenzmessgerät einsetzt, als die auch die herkömmliche Stimmtechnik nach Gehör verwendet. Mit dieser zeitgemäßen Mensch-Maschine-Kombination kann man zwar auch nicht alle Probleme auflösen, aber bei dem Klavier aus unserem Hörbeispiel gelangt man zu deutlich besseren Ergebnissen, als wenn man darauf angewiesen ist, sich entweder nur an einem Stimmgerät oder ausschließlich an der Stimmtechnik nach Gehör orientieren zu müssen. Dabei ist natürlich nicht die Stimmtechnik allein entscheidend. Die außergewöhnliche Erfahrung eines überregionalen Klavierservice sowie das intensive Wissen über die Klavierstimmung ergänzen die Technik zu einem ganzheitlich stimmigen Hörbild.

Der Blick in das Innenleben des Pianos offenbart, dass Schimmel die Stege aus Sperrholz (siehe oben die Bilder in dem Tweet bei Twitter) erstellt hat. Dieses Muster von durchgängig kleinen Schichten sieht man heute in der Regel nur bei Klavieren aus China, die aufgrund der Holzfeuchtigkeit gezwungen sind, diese Holztechnik einzusetzen. Die Produktionsleistung der chinesischen Klavierhersteller passt nämlich nicht zu dem Rhythmus, den Holz an und für sich bräuchte, um ausreichend trocknen zu können. Der Trockungsprozess des natürliche Baumaterials Holz ist zu langsam für das Tempo des Klavierbaus in China. Das führt zu einer ganzen Reihe von seltsamen Erscheinungen: Man trifft auf Klaviere, die nicht einmal 10 Jahre alt sind, aber bereits 3 große Risse im Resonanzboden aufweisen. Oder Klaviere aus dem Reich der Mitte sinken innerhalb eines Jahres in der Tonhöhe um 7 Hertz. Diese Fakten sind ein gutes Argument dafür, um mit den in Europa zahlreich vorhandenen alten Klavieren im Sinne eines kleinen Schatzes sorgfältig umzugehen, den man mittels umfassend arbeitender Werkstätten zukunftstauglich machen könnte. Das Konzept der Nachhaltigkeit unserer Großväter, das im Bemühen um die genau genommen selbstverständliche Qualität dazu geführt hat, dass der Klaviermarkt in Europa von 8 Millionen Klavieren blockiert wird, könnte sich durch eine Reformation diese kundenorientierten Einstellung in eine riesige Schatzkammer verwandeln.

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